Wieso reden wir eigentlich immer von Dingen? Vor längerer Zeit saßen @shane_dk, @finntr und ich zusammen in unserem Podcast und haben über unsere Bucket List geredet. Tatsächlich war das der Startschuss für mich, überhaupt mal eine zu führen. Ich bin irgendwo schon ein Träumer, aber ich hatte eigentlich keine Liste an Dingen, die ich mal tun möchte. Eine Sache ist mir beim Formulieren dieser Liste aufgefallen: Wir reden von Dingen und davon, dass sie uns gehören. Ich habe ein Restaurant, ich habe ein Airbnb. Weitergesponnen reden wir auch so über unsere Beziehungen, Freunde und Freundinnen, den Partner oder die Partnerin. „Ich hab eine Freundin.“, „Ich habe einen besten Freund.“ – als könnte uns ein Mensch gehören. Wieso sagen wir nicht, dass wir befreundet sind, dass wir in einer Beziehung sind? Wir fokussieren uns oft nicht auf das Sein, sondern auf das Haben. Und genau dieses Muster hat mich an das Buch Haben oder Sein von Erich Fromm zurückerinnert. Unsere Sprache ist im Grunde kapitalistisch geprägt – wir schaffen Besitz, wo es eigentlich keinen gibt, und genau so auch Verlustängste. Dinge, die man nicht besitzt, kann man gar nicht verlieren. Es war ein Gedanke, der mich in letzter Zeit immer wieder begleitet hat und der mir bei der Ausformulierung meiner eigentlichen Bucket List geholfen hat: Ich will erleben, entwerfen und reisen – nicht haben, besitzen und verlieren. Vielleicht regt es euch ja auch an, darüber nachzudenken, welche Dinge ihr in eurem Leben erleben wollt. Und vielleicht denkt ihr ja auch mal darüber nach, wieso wir alles immer besitzen müssen.
Wir leben oft in der trügerischen Vorstellung, unendlich viel Zeit zur Verfügung zu haben. Doch unser Leben ist – nüchtern betrachtet – eine statistische Größe. Nehmen wir ein Maßband und ordnen jedem Zentimeter ein Lebensjahr zu, wird schnell sichtbar, wie begrenzt unser Dasein tatsächlich ist. Ein Mensch in Deutschland lebt im Durchschnitt etwa 81 Jahre. Zieht man davon die Zeit ab, die wir mit Schlafen (rund 26 Jahre), Arbeiten (etwa 11 Jahre) und der Nutzung digitaler Medien (im Schnitt 8 Jahre) verbringen, schrumpft die verbleibende Zeit dramatisch. Am Ende bleiben uns – rein rechnerisch – etwa 7 bis 8 Jahre, die wir wirklich frei gestalten können: für das, was uns erfüllt, für unsere Freundschaften, Abenteuer, unsere Träume. Diese Erkenntnis sollte kein Grund zur Panik sein, sondern ein Weckruf zur bewussten Gestaltung unserer Gegenwart. Jeder Tag, an dem wir uns verlieren in Routinen, in Ablenkung oder Aufschub, ist ein Tag weniger für das Wesentliche. Zeit ist das Einzige, was wir niemals zurückbekommen. Und doch behandeln wir sie oft, als sei sie unbegrenzt. Vielleicht ist genau jetzt der Moment, innezuhalten und sich zu fragen: Was möchte ich in meinen verbleibenden 93 Monaten erlebt, gefühlt, bewegt haben? Was verdient meine Zeit – wirklich?